Es war wiedermal soweit. Ich fuhr das zweitemal in mein neues Revier, wo ich vor kurzem ein Ausgehrecht mit Hilfe meines Vaters ergattern konnte. Leider traf ich erst sehr spät bei meinem Vater zu hause ein, trotzdem wollten wir es uns nicht nehmen lassen so spät noch zum Sau passen zu gehn. Mir war es eigentlich an diesem Tag egal. Ich war von der Arbeit und der mehrstündigen Fahrt nach Niederösterreich ziemlich erledigt.
Im Stockdunkeln bezogen wir unsere Hochstände und hofften durch den verursachten Lärm, den wir leider machen mussten, nichts zu vergrämen. Saukalt war es draußen. Ich weiss leider nicht wie kalt, aber es waren gefühlte minus 30 durch den beissenden Wind. Die Kanzel war sehr gut isoliert, jedoch dringt auch da die Kälte ein. Warmes einpacken würde hier Abhilfe schaffen, aber dies wollte ich mir ersparen und zückte meine Hochstandheizung, die mit kleinen Gaskartuschen betrieben wird.
Schnell spürte ich die aufsteigende Wärme und genoss diese zusammen mit einer heißen Tasse Tee aus der Thermoskanne.
Es war bereits eine Stunde vergangen. Vor mir lag ein brach gelegtes Feld das mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt war. Auf der südlichen Seite des Feldes befand sich eine klein Wald, der das Feld von einer Wiese trennte. Rechts von mir befand sich ein Mischwald mit tiefen Gräben. Von dort würde ich auch die Sauen erwarten. Etwa auf 50m Entfernung zwischen Mischwald und Feld, befand sich eine kleine Rehfütterung, die Nacht für Nacht von den Sauen besucht wurde und sich am Hafer und Weizen gütlich taten. Hier sollte ich ein Stück entnehmen. Ich hatte mir bereits die zweite Tasse Tee eingeschenkt, in der Kanzel war es inzwischen heimelig warm geworden, als ich in der Ferne einen Schuss war genommen habe. Ich überlegte zuerst und dachte an unsere Reviernachbarn. Dann kam mir aber eigentlich in den Sinn, das es vielleicht ja auch mein alter Herr gewesen sein könnte. Also griff ich zum Handy und schickte die alles entscheidende Frage per SMS. "Hast du geschossen?" Keine zwei Minuten später war auch schon die Antwort da. " Ja! Ich habe eine Sau beschossen! Sie liegt nicht, ist aber gezeichnet in die Dickung geflüchtet!"
Wir einigten uns das er mich in einer halben Stunde abholen soll und wir gemeinsam mit meinem Schweißhund die Sau nachsuchen würden.
Am Anschuss angekommen war natürlich kein Schweiß zu sehen. Aber mein Hund saugte sich sofort am Waldboden an und zog Richtung Dickung wo die Sau hingeflüchtet sein soll. Schon nach wenigen Metern verwies mir Ricco den ersten Schweiß. An Hand des hellen Schweißes und den darin zu sehenden Bläschen war sofort klar, Lungenschuss. Absolut tödlicher Schuss, der leider oft mit einer kurzen Flucht vom Wild quittiert wird. Nach etwa dreißig Metern stellten sich Riccos Rückenhaare zu berge und begann zu knurren. Im Schein der Rotlichtlampe konnte ich das bereits verendete Stück sehen. Gleich fielen mir die weissen Schallen der Sau auf und die Schwarte war auch im gesamten sehr hell. Ein besonderes Schwein, wie man es bestimmt nicht alle Tage sieht oder gar erlegt.
Nach der Bergung machten wir uns auf zur Wildkammer, wo das Stück nach der roten Arbeit von uns ordnungsgemäß versorgt wurde.
Noch lange sprachen wir in dieser Nacht von dieser Sau. Schlechtes Gewissen machte sich ebenfalls bei Vater bemerkbar, da er doch so gern wollte das ich ein Stück erlege. Aber ich freute mich mindestens so viel wie er. An Neid und Missgunst hätte ich im Traum nicht gedacht. Endlich im Hotel im Bett freute ich mich schon auf den nächsten Jagdtag. Was mich da wohl erwarten würde.
Heute war der
zweite Ansitz auf Sauen geplant. Nachdem ja mein Vater gestern eine
außergewöhnliche Sau strecken konnte, sollte heute ich eine erlegen.
Schlechtes Gewissen plagte ihm und dem Jagdherrn, jedoch zu Unrecht.
Erzwingen kann man nichts. Wenns passt, dann passts.
Wie dem auch
sei. Gegen 14 Uhr waren wir bereits ins Revier gefahren um alle
Kirrungen zu kontrollieren und neu zu beschicken. Gleich die erste
Kirrung die wir anfuhren war geworfen. Auch der Luder für den Fuchs war
restlos weg geräumt. Auch die nächsten Kirrungen waren alle geworfen.
Die Sauen waren also unterwegs. Durch den Dauerfrost der schon seit
einiger Zeit hier in diesem Gebiet herrscht, ist der Boden gefroren und
Sauen suchen vermehrt die Kirrungen auf, da ihnen das Brechen auf den
Wiesen und Feldern nicht mehr möglich ist.
Meinem Vater hatte ein
besonderer Stand ins Auge gestochen, der gleiche wo er den Keiler
geschossen hatte. Hier konnte man deutlich sehen, dass hier eine Rotte
Sauen mit kleineren Stücken ihr Unwesen trieb. Das Licht vom Mond würde
hier auch sehr gut passen. Also warum sollte ich hier nicht sitzen
meinte er. Wenns um so was geht, vertrau ich immer auf meinen alten
Herrn. Er spürt die Schweine immer im Urin .
Nach einem gemütlichen Plauscherl in der Jagdhütte mit dem Jagdherrn, bezogen wir gegen 17Uhr30 unsere Stände.
Draußen war es heute besonders Schweinekalt, deshalb wurde meine Gasheizung in Betrieb genommen (-15 Grad)
Es
war 17Uhr50 als sich 2 Rehe aus der Dickung schoben und seelenruhig
den für sie gedachten Hafer ästen. Ricco (mein bayrischer Gebirgsschweisshundrüde) machte es sich einstweilen auf
der Decke neben der Heizung bequem während ich die Rehe durch mein Glas
beobachtete. Gegen halb 7 jedoch wurden die Rehe unruhig, sicherten
immer wieder in den Hochwald. Könnten da schon Sauen in Anmarsch sein?, dachte
ich mir. So gegen 3/4 Sieben jedoch war es soweit. Die Rehe sprangen
schreckend ab. Ein Kauz meldete laut ächzend. Schon von aller weite,
konnte ich ein lautes zischen und knirschen vernehmen. Darauf folgten
gleich ein paar leise Quiecker. Sehen konnte ich sie noch nicht, wartete
aber bereits im Anschlag mit dem Lauf zur Kirrung gerichtet. Ein Blick
durch die Optik und ich sah das erste Stück über den Weg huschen.
Plötzlich kehrte wieder Stille ein, aber ich wusste genau, das sie vor
mir in der Dickung standen.
Langsam und leise schob sich von links ein
Stück aus der Dickung heraus und warf sofort den Deckel von der
Kirrkiste. Das laute Gepolter riss auch den Ricco aus dem Schlaf.
Die
Sau stand etwas schräg, ein Schuss war nicht möglich. In der
Zwischenzeit begannen die anderen Sauen in der Dickung Wirbel zu machen,
ein richtiges Schweinekonzert. Die Sau auf der Kirrungen hatte sich
wieder eingeschoben. Irgendwas schienen sie zu kneissen. Kaum darüber
den Kopf zerbrochen sah ich von links wieder ein Stück aus der Dickung
kommen, aber diesesmal etwas weiter unter der Kirrung. Gleich war ich
mit dem Absehen drauf. Leider stand es genau im Schatten der Bäume durch
den Mond, aber es machte zwei Sätze und stand im Schein des Mondes. Als
die Sau einhielt lies ich die Kugel fliegen und sah noch im Absehen wie
die Sau im Knall zu Boden ging. Es war 19Uhr10 und ich war gerade mal
eineinhalb Stunden gesessen. Ich rief meinen Vater an, der den Schuss
nicht gehört hatte, da er in einem anderen Revierteil sass. Mit
zittriger Stimme sagte ich ihm "Sau tot" Ein großes Stück!
Eine halbe Stunde später war er auch schon da. Aber als wir beide am Stück standen war es doch kleiner als gedacht
Das Glas war auf die neunfache Vergrößerung hochgedreht,
dementsprechend groß wirkte auch die Sau im Absehen. Aber Sau ist Sau,
sagte mein Vater. Ein passendes Stück noch dazu.
Jedenfalls
war ich voller Freude, dass ich nach so vielen Jahren wieder einmal ein
Stück Schwarzwild erlegen konnte und meinem Vater war sichtlich ein
Stein von Herzen gefallen, das auch ich endlich zum Schuss gekommen war.
Nach getaner roter Arbeit liessen wir uns natürlich die frische
Wildschwein Leber schmecken, die vom selbst erlegten Stück gleich
dreimal so gut schmeckt
Nach einem erfolgreichen Vater/Sohn Jagdwochenende hatten wir zwei passende Sauen im Kühlraum hängen. Zwei Frischlingsbachen mit 36 und 28 Kilogramm.
Weidmanns heil mein Freunde
David
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